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GVP kämpft für neue Chancen in der Zeitarbeit

Die Zeitarbeitsbranche bleibt politisch umkämpft. Christian Baumann, Präsident des Gesamtverbandes der Personaldienstleister (GVP), fordert in einem aktuellen Interview mit Personalwirtschaft tiefgreifende Veränderungen: Ziel sei es, das geltende Beschäftigungsverbot im Bauhauptgewerbe zu kippen und die Zugangshürden für Drittstaatler deutlich zu senken. Damit will der Verband die Zeitarbeit für mehr Branchen und internationale Bewerbergruppen öffnen – ein Schritt, der besonders vor dem Hintergrund des zunehmenden Personalmangels von Bedeutung ist.

Baumann sieht die Zeitarbeit als Schlüssel zur Fachkräftesicherung – insbesondere in stark regulierten oder vom Fachkräftemangel betroffenen Bereichen. Auch die öffentliche Wahrnehmung soll sich wandeln: Weg von einem Ausweichmodell, hin zu einer anerkannten, flexiblen Arbeitsform, die sowohl Betrieben als auch Arbeitskräften echte Perspektiven bietet.

Die Forderungen des GVP treffen den Nerv der Zeit: Im Q4 2025 bleibt der Druck auf Unternehmen hoch, schnell und flexibel auf Personalbedarfe zu reagieren. Der Blick richtet sich deshalb zunehmend auf gesetzliche Rahmenbedingungen, die eine flexible Beschäftigung auch über die bisherigen Grenzen hinaus möglich machen sollen. Sollten diese Hürden fallen, könnte die Zeitarbeit künftig noch stärker zum strategischen Erfolgsfaktor werden – insbesondere beim Zugang zu internationalen Talenten.

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Zenjob Quartalsausblick für das 4. Quartal

STAFFINGpro 2025: Treffpunkt der Branche

Während sich politische Diskussionen um Flexibilisierung und Reformen drehen, rückt auch die praktische Umsetzung stärker in den Fokus: Am 22. Oktober 2025 bringt die STAFFINGpro in Wiesbaden zentrale Akteure der Personaldienstleistung an einen Tisch. Die Fachmesse hat sich längst als Spiegel aktueller Marktentwicklungen etabliert – 2024 zählten über 70 Aussteller und rund 750 Fachbesucher zu den Teilnehmenden.

Besonderer Fokus liegt auf digitalen Lösungen, rechtlichen Rahmenbedingungen und Best Practices aus dem Recruiting-Alltag.

Entscheider, Recruiter und Personalverantwortliche suchen hier den Austausch – nicht nur über neue Tools, sondern auch über strukturelle Fragen: Wie lassen sich Personalprozesse effizienter gestalten? Welche Rolle spielen Plattformökonomie und KI? Und wie gehen Unternehmen mit wachsenden Anforderungen an Agilität und Rechtssicherheit um?

Gerade vor dem Hintergrund zunehmender Engpässe im Arbeitsmarkt wird die Messe zu einem entscheidenden Impulsgeber. Wer heute bereits in smarte Vermittlungsprozesse investiert und neue Wege geht, kann Fachkräfte schneller gewinnen – und wird langfristig resilienter gegenüber Marktschwankungen.

Person analysiert Statistiken

Zeitarbeit 2025: Wachstum auf Monatsbasis, Rückgang im Jahresvergleich

Laut aktueller Monatsstatistik der Bundesagentur für Arbeit verzeichnete die Branche der Arbeitnehmerüberlassung im Juni 2025 einen spürbaren Zuwachs: Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg gegenüber dem Vormonat um 8.100 Personen – ein Plus von 1,5 %. Damit zeigt der Sektor das stärkste monatliche Wachstum im Vergleich zu allen anderen Branchen. Insgesamt waren zum Stichtag Ende Juni 559.500 Zeitarbeitnehmerinnen und -nehmer gemeldet.

Trotz des positiven Monatstrends bewegt sich die Zeitarbeit weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Der Vergleich zum Vorjahr macht dies deutlich: Im Juni 2024 lag die Zahl der Beschäftigten noch um 51.400 höher – ein Rückgang von 8,4 %, erneut der gravierendste unter allen Branchen. Allerdings flacht der Negativtrend leicht ab. Die Rückgänge im Jahresvergleich lagen in den Vormonaten noch im zweistelligen Bereich.

Für Unternehmen bleibt Zeitarbeit in einem volatilen Arbeitsmarktumfeld ein zentraler Hebel zur Deckung kurzfristiger Personalbedarfe. Die aktuellen Entwicklungen könnten ein erster Schritt hin zu einer moderaten Erholung sein – auch wenn der Weg dorthin noch lang ist.

August Diagramm

IAB-Arbeitsmarktbarometer: Positive Entwicklung im August 2025

Auch aus gesamtwirtschaftlicher Sicht zeichnet sich eine leichte Erholung ab: Das IAB-Arbeitsmarktbarometer legte im August 2025 zum fünften Mal in Folge zu und erreichte einen Gesamtwert von 100,7 Punkten. Beide Teilindikatoren entwickelten sich positiv – die Komponente zur Prognose der Arbeitslosigkeit stieg um 0,9 Punkte auf 100,5, während die Beschäftigungskomponente um 0,5 Punkte auf 100,9 zunahm.

Diese Werte deuten auf eine stabile bis leicht verbesserte Entwicklung am Arbeitsmarkt hin. Für Unternehmen, die langfristig planen, schaffen solche Signale mehr Planungssicherheit – auch im Hinblick auf den Einsatz von Zeitarbeit.

Mann unterzeichnet einen Vertrag

Neuer Entgelttarifvertrag für die Zeitarbeit beschlossen

Nach intensiven Verhandlungen haben die Verhandlungsgemeinschaft Zeitarbeit (VGZ) im GVP und die Tarifgemeinschaft Leiharbeit des DGB einen neuen Tarifabschluss erzielt.  Der neue Vertrag läuft über zwei Jahre und umfasst drei stufenweise Entgelterhöhungen:

  • 2,99 % ab dem 1. Januar 2026
  • 2,5 % ab dem 1. September 2026
  • 3,5 % ab dem 1. April 2027

Für das laufende vierte Quartal 2025 bleiben die Löhne zunächst unverändert. 

Für Unternehmen bedeutet der neue Tarifvertrag deutlich mehr Planungssicherheit. In einer Zeit wirtschaftlicher Unsicherheit bieten die klaren Vorgaben Orientierung bei der Budget- und Personalplanung. Gerade im Bereich flexibler Beschäftigungsmodelle trägt der Tarifvertrag damit zu mehr Transparenz und fairer Vergütung bei.

Maler bei der Arbeit

Mindestlöhne für Maler und Lackierer jetzt verbindlich

Für das Maler- und Lackiererhandwerk gelten seit dem 1. Juli 2025 neue, verbindliche Mindestlöhne – auch für Zeitarbeitnehmer. Der Stundenlohn für Fachkräfte liegt dann bei 15,55 EUR. Zum 1. Juli 2026 soll dieser Betrag auf 16,13 EUR steigen. Die gesetzliche Grundlage dafür bildet eine neue Verordnung, die bundesweit einheitlich greift.

Die Anpassung betrifft nicht nur klassische Handwerksbetriebe, sondern auch Unternehmen, die temporäres Fachpersonal über Zeitarbeit einsetzen. Durch die Neuregelung entstehen klare Lohnstrukturen, die sowohl die Attraktivität der Branche erhöhen als auch die Personalplanung erleichtern.

In einem Markt mit hohem Fachkräftemangel setzt die neue Verordnung ein wichtiges Signal: faire Bezahlung und transparente Standards für alle Beschäftigungsformen – ein Schritt, der sowohl Unternehmen als auch Arbeitnehmenden zugutekommt.

Prognose sinkt leicht ab

Deutsches Wirtschaftswachstum: Prognosen leicht gesenkt

Die führenden Wirtschaftsinstitute haben ihre Erwartungen an das deutsche Wirtschaftswachstum deutlich nach unten korrigiert. Für das Jahr 2025 rechnet das Ifo-Institut nur noch mit einem BIP-Wachstum von 0,2 %. Für 2026 wird zumindest eine moderate Erholung auf 1,3 % prognostiziert. Erst 2027 könnte sich das Wachstum laut Einschätzung wieder bei rund 1,6 % einpendeln.

Hauptgründe für die gesenkten Prognosen sind die anhaltende Unsicherheit durch neue US-Zölle sowie verzögerte Effekte angekündigter staatlicher Investitionen. Beide Faktoren bremsen die Konjunktur und sorgen für Zurückhaltung bei Unternehmen und Verbrauchern.

Personalverantwortliche sehen sich dadurch mit einem herausfordernden Umfeld konfrontiert. Kurzfristige Flexibilität bei der Personalplanung und ein klarer Fokus auf Effizienz werden 2025 weiter an Bedeutung gewinnen.

Polnische Flagge

Rückkehrende Zeitarbeiter: Trendwende bei polnischen Fachkräften

Immer mehr polnische Arbeitskräfte kehren Deutschland den Rücken und ziehen zurück in ihre Heimat. 2024 markiert dabei eine historische Entwicklung: Erstmals seit den frühen 1990er Jahren wandern mehr Menschen aus Deutschland nach Polen aus als umgekehrt.  

Gründe für diese Trendwende sind laut Beobachtungen vor allem strukturelle Defizite auf deutscher Seite. Häufig genannt werden langwierige bürokratische Prozesse, mangelnde Digitalisierung und ein insgesamt als unflexibel wahrgenommenes System.  

Gleichzeitig sinkt seit Jahren die Zahl der Polen, die nach Deutschland kommen. Für die Zeitarbeitsbranche – lange Zeit ein zentraler Kanal für internationale Fachkräfte – stellt diese Entwicklung eine spürbare Herausforderung dar. Um diesem Rückgang entgegenzuwirken, braucht es neue Konzepte zur Integration und langfristigen Bindung ausländischer Talente, verbunden mit einer klaren Reduzierung bürokratischer Hürden.

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Ausblick auf Q4 2025: Chancen durch Transformation

Im vierten Quartal 2025 deuten die Entwicklungen auf eine Stabilisierung der Zeitarbeitsbranche hin. Zwar bleibt die wirtschaftliche Gesamtlage angespannt, doch laut aktueller Lünendonk-Studie erwarten die führenden Anbieter ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 5,9 % im kommenden Jahr. Grundlage dafür sind erste Erholungssignale in der Konjunktur sowie ein nachhaltiger Trend hin zu flexiblen Arbeitsmodellen.

Insbesondere in unsicheren Marktphasen bleibt Zeitarbeit ein unverzichtbares Instrument für eine agile Personalstrategie.

Ein zentrales Thema bleibt der zunehmende Fachkräftemangel. Der demografische Wandel verschärft die Situation ebenso wie die zunehmende Auswanderung qualifizierter Fachkräfte ins Ausland. Gleichzeitig zeigen sich erste Gegenbewegungen: Laut OECD wird die Erwerbstätigenquote im Jahr 2025 voraussichtlich um 0,7 % steigen – vor allem durch eine stärkere Beteiligung älterer Arbeitnehmer. 

Dieses Potenzial gilt es jetzt gezielt zu erschließen, durch eine entsprechende Ausrichtung in der Rekrutierung und passende Arbeitsbedingungen.

Darüber hinaus rückt auch die gezielte Anwerbung internationaler Fachkräfte stärker in den Fokus. Unternehmen der Zeitarbeitsbranche können mit ihrer Marktnähe und Flexibilität hier eine zentrale Rolle übernehmen, indem sie passende Bewerberprofile weltweit identifizieren, qualifizieren und passgenau vermitteln. Gleichzeitig bietet die fortschreitende Digitalisierung neues Potenzial zur Effizienzsteigerung. Intelligente Matching-Technologien, automatisierte Prozesse und datengetriebene Entscheidungsgrundlagen beschleunigen nicht nur die Rekrutierung, sondern erhöhen auch die Besetzungsqualität.

Die kommenden Monate bieten für Zeitarbeitsunternehmen damit die Chance, sich strategisch neu aufzustellen: durch Investitionen in Technologie, internationale Rekrutierung und den gezielten Zugang zu bislang ungenutzten Arbeitskräftepotenzialen. Wer jetzt handelt, kann sich langfristig als starker Partner für flexible Beschäftigung im digitalen und demografischen Wandel positionieren.

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